30.08.2021 22:47
Der Konditionierungswahnsinn beim Hund


Der Konditionierungswahnsinn beim Hund

oder warum Thorndike kein Hundetrainer war. 

Viele tun es, wenige können es und doch halten sie daran seit mehr als 100 Jahren fest. Die Rede ist von instrumenteller oder operanter Konditionierung des Hundes.

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Edward Lee Thorndike (1874-1949), der Begründer der instrumentellen Konditionierung, seines Zeichens Psychologe experimentierte u.a. mit Katzen, Hühnern und Hunden. Aus seinen zahlreichen Versuchsanordnungen gründete sich die heutige Lerntheorie, wonach erwünschtes Verhalten durch Belohnung verstärkt und unerwünschtes Verhalten durch Bestrafung unterdrückt werden kann. Es handelt sich also um eine über 100 Jahre alte Theorie, die heute Hochkonjunktur hat und Bestandteil so mancher Prüfung zum Hundetrainer ist.

Das Lernen aus Versuch und Irrtum ist sicherlich ein adäquates Mittel für den Hund, der in freier Wildbahn und ohne Menschen lebt und hierdurch sein Überleben garantiert. Nun befinden sich nur wenige Hunde in Deutschland tatsächlich in freier Wildbahn, sondern sind in der Obhut des Menschen, der für ihr Überleben garantiert. An dieser Stelle sei dem Hundehalter unterstellt, dass er vorausschauendes Denken besitzt und die, aus Sicht des Menschen unerwünschten Verhaltensweisen seines Hundes kennt.

Warum soll und muss der Hund nun erst einmal Fehler machen, also bestraft werden um zu lernen, dass dieses Verhalten nicht im Sinne seines Sozialpartners Mensch ist. Wäre es als verantwortungsbewusster Mensch nicht viel sinnvoller dem Hund bereits im Vorfeld zu vermitteln, was erwünschtes Verhalten bedeutet?

Nur allzu oft begegnen wir dem Phänomen, dass Hundehalter- und Experten lieber bestrafen als belohnen und unseren Hunden somit jegliche Möglichkeit nehmen, etwas richtig zu machen. Begründet liegt dies in der Annahme, dass Hunde, die ein Verhaltensproblem aufweisen, dem Menschen etwas Böses wollen oder ihm absichtlich Schaden zufügen möchten. Diese Annahme ist jedoch falsch. Viele Hunde können nicht im Sinne des Zweibeiners reagieren, weil man ihnen schlichtweg die Alternative nimmt, indem man beispielsweise versucht, den bereits aktivierten Jagdtrieb zu unterdrücken. Am besten noch mit einem Starkzwangmittel wie Strom- oder Stachelhalsband.

Sollten Hundeexperten es nicht eigentlich besser wissen?

Wenn es klingelt und der Hund zur Tür läuft, um den Besuch zu begrüßen oder auch durch sein Bellen zu verscheuchen, können Sie ihn natürlich dafür bestrafen. Da das Tier aber nicht gelernt hat, was es besser machen kann, vollzieht sich das Problem täglich aufs Neue wieder.

Nun haben Sie als Hundehalter oder Hundetrainer, ohne es zu wissen, schon so gut wie alles falsch gemacht, denn Sie haben dem Hund nicht beigebracht, was er stattdessen machen könnte. Wenn Sie nun also im Sinne des Hundes Verhalten positiv verändern möchten, beginnt Ihr Training nicht an der Tür, sondern sehr viel früher. Einen Stein, den Sie geworfen haben, können Sie schwerlich dazu bringen, zurückzukommen. Besser wäre, Sie werfen ihn gar nicht erst.

Wenn Sie den Hund für das Bellen an der Tür bestrafen, haben Sie vergessen ihn für das ruhige Liegen auf der Decke zu belohnen. Und dafür benötigen Sie keine Hilfsmittel, keine Bestrafung oder gar Gewalt. So geht Hundeerziehung, warum tun Sie´s nicht?

Ausbildungen und Seminare rund um den Hund
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