31.08.2021 01:19
Hältst du noch oder führst du schon?


Hältst du noch oder führst du schon?

Die Hundeleine, verflucht, verteufelt, oft missbraucht oder verherrlicht, aber in der Hundehaltung das ultimative und von jedem benötigte Zubehör neben dem Halsband. Und seien wir mal ehrlich, unser Hund besitzt mehr Leinen und Halsbänder als wir Schuhe. Eine für „Draußen“, eine für „Gut“, dann die schicke Schwarze mit dazu passendem Strass-Halsband und und und, die Liste lässt sich unendlich fortführen.

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Aber irgendwie hat die Leine nicht für jeden Hundehalter die gleiche Funktion. Bei dem einen dient sie dazu, den Hund bei sich zu halten, an sich zu binden, zu führen oder im schlimmsten Fall zum Korrigieren, zum Reglementieren oder zum Bestrafen.

Andere wiederum lehnen eine Leine komplett ab, da diese die Freiheit des Hundes doch zu sehr einschränkt. Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Hundes ist die „gute“ Leinenführigkeit, sieht man aber eher selten. Ich selbst kann mich davon nicht freisprechen, habe ich bis jetzt doch beim Dackel eher wenig Wert darauf gelegt. Interessanterweise habe ich auch einen Unterschied zwischen meinen großen Hunden (Boxer/Schäferhund) und dem Dackel (der hat ja soooo kurze Beine) gemacht.

Vielleicht ist die Leine aber auch ein Hilfsmittel für bestimmte Übungen wie z.B. das neuerdings sehr beliebte „Longieren“ des Hundes. Seit wann sind Hunde eigentlich Pferde? Diese Frage nur mal am Rande gestellt. Oder benötigt man die Leine vielleicht zum Mantrailing, Canicross, Coursing, Bikejöring, Mushing oder anderen seltsamen "Hunde" Sportarten?

Wikipedia beantwortet die Frage, was ist eine Hundeleine, wie folgt:  „Eine Hundeleine oder Führleine ist eine Leine, die zum Führen von Hunden, seltener auch anderen Haustieren verwendet wird. Eine Hundeleine dient der Führung des Hundes durch den Hundeführer, daneben auch dem Schutz von Passanten und anderen Tieren sowie auch des Hundes selbst.“ 

Die ältesten Nachweise für den Gebrauch von Hundeleinen wurden an Fundstätten im Nordwesten Saudi-Arabiens 2017 erbracht. Dort fanden sich Darstellungen von Jagdszenen des 7. ten vielleicht sogar 8. ten Jahrtausends vor Christus, mit Hunden, die an Leinen laufen. Klar ist noch nicht, ob die Malereien wirklich eine Leine darstellen oder eher symbolisch gemeint sind, als sollten sie zeigen: Der Hund gehört zu uns.

So, aber zurück zu unserem Hund und uns Menschen am Ende der Leine, oftmals und wahrscheinlich auch zu Recht als das wahre Problem erkannt und bezeichnet, denn wenn es mit dem Hund an der Leine nicht klappt, dann liegt es in diesem Fall am Hundehalter!

Leider. Denn wäre der Hundehalter ein Hundeführer, hätte der Hund die Sicherheit, die er braucht und müsste nicht für uns übernehmen, sei es aus Unsicher- und/oder Unwissenheit des Halters, welcher sich oft keines Problems bewusst ist. 

Das an der Leine ziehen des Hundes wird dann z.B. mit der sehr temperamentvollen Rasse X oder es handelt sich schließlich um einen Junghund, ohne der Wahrheit auf den Grund gehen zu wollen oder zu können. Wenn es an der Rasse liegt, warum sind dann andere Vertreter dieser Rasse leinenführig, dieser aber nicht? Wenn ein Junghund nicht leinenführig sein kann, warum sind es dann andere, dieser aber nicht?  Der Hund macht nichts verkehrt, es wurde ihm schlichtweg nicht vermittelt, was seine Alternative zum Ziehen an der Leine ist, nämlich neben mir zu sein!  Stattdessen wird geruckt, gezogen, eingeschränkt, gedeckelt und ja, natürlich kann ich den Hund bei diesem Gassi gehen mit Druck dazu bringen, neben mir zu gehen – so wird er beim nächsten Gassi doch wieder ziehen, weil er schlichtweg keine andere Auswahl an Verhalten bekam.  Seine Nabelschnur, die Leine, welche wir ihm zur Hilfestellung reichen können, wie die Mutter ihrem Kind die Hand zu seinem Schutz und/oder als Hilfestellung genügt eigentlich. An der Nabelschnur gibt es Schutz, Nahrung, soziales Miteinander und Geborgenheit. So sollte ein Hundehalter seinem Hund die Leine als die unterstützende Hand reichen, den roten Faden zwischen ihm und seinem Hund, um dann endlich ein Hundeführer zu sein und kein Hundehalter mehr.

Petra Puderbach, Dackelfrauchen. Seit Jahrzehnten Hundehalterin und -sportlerin, natürlich am Neudenken für Else. Für ein besseres „MIT HUND!“